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benoit stéfani

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séfinat ist ein Wortspiel, ein sogenanntes Anagramm. Anagramme sind neue Worte, die dadurch entstehen, dass die Buchstabenfolge eines anderen Wortes verändert wird. Wenn die Buchstabenfolge des Namens des Künstlers ”stéfani” verändert wird, kann z. B. das Wort ”séfinat” entstehen. Die Buchstaben des Wortes ”séfinat” können nun wieder als Anfangsbuchstaben neuer Worte herangezogen werden. So steht s für frz. ”sous” = dt. ”unter”, é für frz. ”érection” = dt. ”Erektion”, f für frz. ”formuler” = dt. ”formulieren”, i für frz. ”irresistible” = dt. ”unwiderstehlich”, n für frz. ”nature” = dt. ”Natur”, a für frz. ”active” = dt. ”aktiv”, t für frz. ”télescopique” = dt. ”teleskopisch”.
Das Anagramm ist also eine Selbstauffordeung des Künstlers Stéfani: ”Unter Erektion die unwiderstehliche, aktive teleskopische Natur formulieren”, will sagen: ”Wie bei einer Erektion der unwiderstehlichen, sich ausdehnenenden Natur Form verleihen.”

Der Text des Künstlers in Übersetzung:
séfinat wurde aus der Notwendigkeit geboren, einen Prozess zu erfinden, der meine eigenen Möglichkeiten um ein Vielfaches vermehrt. Das Anagramm ist Ausdehnung meiner selbst.
Ich rekonstruiere mich selbst, um zu etwas anderem zu gelangen – das heisst nicht jemand anders zu werden, sondern sich im Sinne des Wachsens, der Ausdehnung zu verändern. Nicht anders, sondern besser zu werden.
Das heisst, eine Maschine zu werden, ein mechanischer Prozess, der keine Rohstoffe verbraucht, ausser solchen, die geeignet sind, in ”Kunstmaterial” umgesetzt zu werden.
Mit anderen Worten, fähig zu sein, die Dinge anders zu verdauen und auszuscheiden, ein Recycling zu entwickeln, um sich ”anderswo” neu zu positionieren.

Kleine Utopien und Ziele
Das heisst weiter, sich eins der starken Symbole der Industrie vorzunehmen: Etwa am ”Euro-Petro-Dollar” herumzudeuteln, ihn umzudrehen, ins Absurde schlittern zu lassen, um seine Grundlage zum Wackeln zu bringen. Symbole in Aussagen zu verwandeln, sodass ihr Widerspruch oder Ärgernis aufscheint. An ihre Stelle einen auf Poesie ausgerichteten Prozess zu setzen, auf andere Verhältnisse zu verweisen, auf welche die ursprüngliche Bedeutung des Symbols garnicht zutreffen kann. Alles leicht ins Ungleichgewicht zu bringen.
A propos Ungleichgewicht: Das Boot und Plattformen wie schwimmende Inseln oder für Geldanlagen zu unsichere Grundstücke. Eine grosse Baustelle zum Wackeln bringen; neue Verläufe, Richtungen und Wege aktivieren. Den Gedanken an ein ”Anderswo” zum Leben erwecken.

Bemerkung zum Tanker
Ein Tanker, der von allen seinen Funktionen befreit ist, wird zu einem riesigen Hohlraum, zu einer schwimmenden Insel, einem beweglichen Gelände, einer gigantischen Silhouette, die man nur in Besitz nehmen braucht, wie Robinson seine unbewohnte Insel. Eine Masse aus Metall, ein hohles Territorium, auf dem sich Hypothesen verwirklichen lassen. Z.B. Wohnen in einem Hohlraum unterhalb der Dingwelt.

Bemerkung zu festen Verhaltensregeln und Etikette
Es gilt, das Protokoll, die Etikette lächerlich zu machen. An ihre Stelle experimentelle Verhaltensregeln einzuführen. Das tue ich mit Serien von Zeichnungen auf Normalpapier, Zeichnungen, die immer wieder mit Absicht ungeordnete und ungeregelte Verfahren darstellen: ”Fantasmen”, ”Fuck you”.

Kopf und Dieselmotor: Der Kopf als Motor, der Kopfmotor

Atelieranmerkungen
Richte Deine Aufmerksamkeit ganz auf eine einzige Sache. Löse dieses Objekt aus seiner Umgebung und konzentriere Dich auf es. Sieh es in seiner Einfachheit an, um es deutlicher wahrzunehmen und sich anzueignen. Wenn es einmal aus seiner Umgebung befreit ist, unterhält das Objekt ganz andere Beziehungen. Aufgrund der Abwesenheit des geografischen Geländes und ohne die realistischen Beschränkungen durch Schwere, Perspektive, Grössenverhältnisse kannst Du einen neuen, einen geistigen Raum entwerfen, Es kann sein, dass die Dinge gerade dann wichtig werden, wenn mich ihr geologischer und atmospärischer Aspekt stört. Dass sie mich dann ohne Ausweg in Besorgnis um Identität als solche stürzen, dass sie dann nicht aufhören mich zu bewegen, mich selbst ins Schwanken bringen, und mich damit zwingen, mich ”anderswo” wieder neu zu positionieren.